Thüringer Sozialgipfel: Ehrenamt stärken
Vor rund 200 Teilnehmenden beleuchteten Referate von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen die Herausforderungen im Ehrenamt. Der VdK fordert die Verankerung in der Verfassung, weniger Bürokratie, mehr Wertschätzung und Unterstützung.
In Thüringen liegt der Anteil der ehrenamtlich Aktiven mit mehr als 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Trotzdem verliert das klassische Ehrenamt auch im Freistaat an Ansehen. „Die 750.000 Thüringer Bürgerinnen und Bürger, die sich freiwillig in Vereinen, Initiativen oder Stiftungen engagieren, brauchen ganz klar bessere Rahmenbedingungen“, sagte Jörg Kubitzki, stellvertretender Landesvorsitzender des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, heute auf dem 10. Thüringer Sozialgipfel im Erfurter Landtag. Dessen Motto lautete „Ehrenamt in Thüringen stärken! Wege zu einer progressiven Engagementpolitik“.
Der VdK gehört mit dem Landesseniorenrat Thüringen, dem Deutschen Gewerkschaftsbund sowie der Liga der Freien Wohlfahrtspflege, unterstützt von der Thüringer Ehrenamtsstiftung, zu den Initiatoren des Gipfels. „In der Praxis erschweren zeitraubende Bürokratie, geringe Wertschätzung und unzureichende Unterstützung den Einsatz der Ehrenamtlichen“, betonte Kubitzki. „Wir sehen dringenden Handlungsbedarf: Denn wo bürgerschaftliches Engagement verloren geht, sind unsere demokratischen Strukturen gefährdet.“
Vor rund 200 Teilnehmenden beleuchteten Referate von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen die Herausforderungen im Ehrenamt, zudem berichteten ehrenamtlich Aktive anschaulich von ihrer Arbeit etwa im Bereich des Sports, in einem Hospiz und für Menschen mit Behinderungen. Konkrete Ansätze für eine bessere Engagementpolitik haben die Veranstalter des Sozialgipfels in einem Forderungspapier formuliert, das Tino Grübel, Geschäftsführer der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Thüringen, vorstellte.
Wichtige Punkte darin sind die Aufnahme der Ehrenamtsförderung in die Thüringer Verfassung, die Vereinfachung der Verwaltungsvorschriften, mehr Schutz für Ehrenamtliche vor Ausgrenzung sowie Versicherungsschutz und Nachteilsausgleiche in ausreichender Form. Intensiv debattiert wurden die Vorschläge im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Abgeordneten des Thüringer Landtags. Das Fazit der Diskutanten: Ehrenamtliches Engagement muss deutlich aufgewertet, einfacher ermöglicht und stärker gefördert werden.
In seiner Ansprache hob Ministerpräsident Bodo Ramelow die Bedeutung des Ehrenamts hervor. Er bedankte sich bei allen Thüringerinnen und Thüringern, die sich ehrenamtlich für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen starkmachen, und versprach, sich auch künftig für die Verankerung des Ehrenamts in der Thüringer Verfassung einzusetzen.
Das Ergebnis der Veranstaltung fasste Jörg Kubitzki zusammen: „Wir haben der Politik heute deutliche Impulse und konkrete Lösungsansätze geliefert – deren Umsetzung werden wir selbstverständlich aufmerksam verfolgen.“