Kategorie Pflege Pflegeversicherung

Höchste Zeit zu handeln!

Zahl der Pflegebedürftigen in Hessen um knapp 15 Prozent gestiegen

Eine jüngere Frau schiebt eine ältere Frau im Rollstuhl durch ihre Wohnung
© IMAGO / Westend61

Erneut ist die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Hessen gestiegen. Wie das Statistische Landesamt heute bekannt gab, lebten hier 2023 rund 423.400 Menschen, die Leistungen der Pflegeversicherung bezogen, das sind 55.000 oder 14,9 Prozent mehr als bei der letzten Erhebung von Ende 2021. Die große Mehrheit unter ihnen – 86,4 Prozent – wird zu Hause versorgt, vorwiegend von den eigenen Angehörigen und oft auch ohne Unterstützung durch professionelle Kräfte. „Seit Jahren machen wir darauf aufmerksam, wie wichtig die häusliche Pflege ist“, sagt der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Paul Weimann: „Und seit Jahren fordern wir mehr Unterstützung und Entlastung für pflegende Angehörige. Die neuen Zahlen zeigen: Es ist höchste Zeit zu handeln.“

Zur Bundestagswahl im Februar 2025 hat der VdK Pflege zu einem seiner Kernthemen erhoben. Seine zentrale Forderung bildet die Einführung einer Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige. Dadurch sollen Einkommensverluste ausgeglichen werden, wenn Berufstätige ihre Arbeitszeit reduzieren oder vorübergehend ganz im Job pausieren, weil sie ein Familienmitglied betreuen müssen, das für sich selbst aus eigener Kraft nicht sorgen kann. Außerdem spricht sich der VdK dafür aus, die bestehende Pflegeversicherung in eine Vollversicherung umzuwandeln. 

„Neben diesen bundespolitischen Forderungen haben wir außerdem konkrete Vorschläge, wie sich die Situation hier in Hessen verbessern lässt“, sagt Weimann: „Aus eigenen Umfragen unter unseren Mitgliedern wissen wir, dass sich Pflegehaushalte oft mit ihren Problemen allein gelassen fühlen und sich mehr Betreuung und Begleitung im Alltag wünschen. Deshalb setzen wir uns für den Ausbau aller vorhandenen Pflegestützpunkte ein, zu deren Angebot in Zukunft auch eine aufsuchende Beratung und ein individuelles Fallmanagement gehören sollten.“ 

Darüber hinaus müssen pflegende Angehörige aus Sicht des VdK die Chance auf eine Auszeit bekommen, um neue Kraft schöpfen zu können. „Pflege bedeutet oft, 24 Stunden an sieben Tage pro Woche im Einsatz zu sein. Dieser hohen Belastung hält auf Dauer niemand stand“, so der VdK-Landesvorsitzende: „Deshalb halten wir es für dringend erforderlich, mehr Plätze in der Kurzzeit-, Tages- und Verhinderungspflege einzurichten.“ Damit pflegende Angehörige Angebote zu ihrer Entlastung finanzieren können, befürwortet der VdK die Einführung eines Landespflegegelds.