Kategorie Soziale Gerechtigkeit Armut & Umverteilung

Armut endlich wirksam bekämpfen!

Aktuelle Zahlen besagen: Mehr als 17,7 Millionen Menschen in Deutschland sind von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Von hohen Armutsquoten sind vor allem Ältere, Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern betroffen.

© VdK, Christina Pullmann

Mehr als 17,7 Millionen Menschen in Deutschland sind von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt heute veröffentlicht hat. Auf ganz Deutschland bezogen liegt die Armutsgefährdungsquote bei 14,3 Prozent, in Hessen und Thüringen beträgt der Anteil derjenigen, die als arm gelten, 18,1 bzw. 18,5 Prozent (Zahlen von 2022). Nach Angaben des Statistischen Bundesamts gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des Äquivalenzeinkommens von 1310 Euro netto für eine alleinlebende Person zur Verfügung hat. „Besonders erschreckend dabei: Es trifft vor allem Kinder“, sagt Paul Weimann, der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen: „So zeigt sich, dass Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil sowie Haushalte mit drei und mehr Kindern in besonderem Maße unter Armut leiden.“ Bundesweit gilt etwa jedes fünfte Kind als arm, in Hessen und Thüringen ist es sogar jedes vierte.      

Aber auch für viele ältere Menschen reicht das Einkommen kaum aus, um die laufenden Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Insbesondere Frauen ab 65 Jahren beziehen häufig eine so geringe Rente, dass sie sich zu einem Leben in Not und voller Verzicht gezwungen sehen. Die seit Anfang 2022 kräftig gestiegenen Preise für Energie und Nahrungsmittel haben diese Situation weiter verschärft. „Jahr für Jahr fordern wir mit aller Dringlichkeit von der Politik, endlich die Armut wirksam zu bekämpfen“, sagt Weimann: „Dazu sind allerdings mehrere, ganz unterschiedliche Maßnahmen erforderlich.“ So habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass mehr Beschäftigung allein nicht ausreicht. Aktuell sind rund 46 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig – eine historische Höchstmarke, die allerdings nicht zu einer Absenkung der Armutsquote führt. „Das erreichen wir nur, wenn wir den gesetzlichen Mindestlohn auf 14 Euro heraufsetzen“, erklärt der VdK-Landesvorsitzende. Nach einer vom Paritätischen erhobenen Statistik ist etwa ein Viertel der Betroffenen arm trotz ausgeübter Berufstätigkeit. 

Aus Sicht des VdK müssen vor allem Familien besser unterstützt werden. Zuallererst fordert der Sozialverband daher von der Bundesregierung, die Kindergrundsicherung endlich einzuführen. „Wir brauchen außerdem kostenlose Mittagessen für alle Kinder in Kitas und Grundschulen und einen Ausbau der Ganztagesbetreuung in pädagogischen und schulischen Einrichtungen.“ Damit werde es möglich, dass Eltern – insbesondere Alleinerziehende – in Vollzeit arbeiten können. Derzeit lassen sich gerade für Frauen Familie und Beruf nur in Einklang bringen, indem sie ihre Arbeitszeit reduzieren, was nicht nur ihr aktuelles Einkommen schmälert, sondern häufig auch den Grundstein für die spätere Altersarmut legt.