Gesundheitspolitik muss oberste Priorität haben
Der VdK fordert die Einführung einer einheitlichen, solidarischen Krankenversicherung für alle.

Insbesondere auf dem Land, aber auch in vielen Städten droht eine erhebliche Lücke in der medizinischen Versorgung: Bis 2035 werden der Robert-Bosch-Stiftung zufolge 11.000 Hausarztstellen unbesetzt sein. Verschärft wird das Problem durch den Mangel an Studienplätzen im Fachbereich Medizin, sodass nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums in den vergangenen zehn Jahren 50.000 Ärzte und Ärztinnen zu wenig ausgebildet wurden. Zugleich warnen Experten, dass infolge des demografischen Wandels die Zahl von Menschen mit chronischen und Mehrfacherkrankungen und somit mit intensivem Behandlungsbedarf steige.
„Ein guter und schneller Zugang zu ärztlicher Betreuung muss überall gewährleistet sein und darf weder vom Geldbeutel noch vom Wohnort der Patienten und Patientinnen abhängen“, sagt der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Paul Weimann. Der Gesundheitspolitik müsse in diesem Sinne künftig oberste Priorität eingeräumt werden. „Ein Gesundheitssystem, das eine bedarfsgerechte Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürgern sicherstellt, gehört zu den großen sozialen Herausforderungen, denen sich die künftige Bundesregierung stellen muss“, sagt Weimann.
Ein wichtiger Baustein, um vor allem der ärztlichen Unterversorgung auf dem Land entgegenzuwirken, sei der Auf- und Ausbau von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), in denen Ärzte und Ärztinnen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenarbeiten. „Damit das Patientenwohl Vorrang vor Profitinteressen hat, sollte die Leitung der Zentren in kommunaler Hand liegen“, betont der Landesvorsitzende. Angesichts des oben bezifferten gravierenden Ärztemangels und der schon heute bestehenden Unterversorgung auf dem Land begrüßt der VdK außerdem die in Hessen 2022 eingeführte und vom Thüringer Landtag kürzlich beschlossene sogenannte Landarztquote, um dem medizinischen Nachwuchs einen Anreiz zur Arbeit in ländlichen Regionen zu bieten.
Der VdK fordere die Politik dazu auf, die Schaffung eines stabilen Gesundheitssystems in der neuen Legislaturperiode in den Vordergrund zu stellen, so Paul Weimann: „Eine solide Finanzierung aller dazu erforderlichen Maßnahmen lässt sich durch die Einführung einer einheitlichen, solidarischen Krankenversicherung für alle erreichen, die das Nebeneinander gesetzlicher und privater Kassen beendet.“