Kategorie Armut & Umverteilung

VdK warnt vor Verstärkung der sozialen Schieflage

Aktueller Armutsbericht des Paritätischen zeigt: Von Armut betroffene Menschen werden noch ärmer.

Eine Hand mit Kleingeld
© VdK

Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen warnt vor einer weiteren Verschärfung der sozialen Schieflage: Nach dem neuen Armutsbericht des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands lebten 2024 in Hessen 15,5 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze – was dem Bundesdurchschnitt entspricht –, in Thüringen waren es 15,7 Prozent.  „Die Politik muss jetzt handeln und gezielte sowie wirksame Maßnahmen zur Armutsbekämpfung ergreifen“, sagt der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Paul Weimann.

Besonders stark von Armut betroffen sind laut der Analyse Alleinlebende und Alleinerziehende, junge Menschen sowie Menschen der Altersgruppe ab 65 Jahren. So ist ein Viertel der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren und jede fünfte Person ab 65 Jahren arm. Zudem sind dem Paritätischen zufolge arme Menschen in Deutschland in den vergangenen Jahren noch ärmer geworden. Zwar lag die Armutsschwelle für Alleinlebende 2024 bei 1.381 Euro (2020: 1.300 Euro), das mittlere Einkommen einkommensarmer Menschen jedoch preisbereinigt monatlich nur noch bei 921 Euro (2020: 981 Euro).

Mit Sorge beobachtet der VdK, dass immer größere Teile der Gesellschaft – nicht nur die Empfänger sozialer Transferleistungen – in die Armut abzurutschen drohen. Dazu zählen angesichts anhaltend hoher Lebensmittel- und Energiepreise sowie explodierender Mieten etwa Beschäftigte im Niedriglohnsektor und Erwerbstätige mit mittleren Einkommen. Die Experten des Paritätischen bestätigen: Die Kaufkraftverluste infolge der Inflation der vergangenen Jahre verschärften die schwierige finanzielle Lage von Millionen Betroffenen.

Der Sozialverband fordert daher die neue Bundesregierung auf, der Armutsprävention Priorität einzuräumen. „Armut im Alter ist meist die Folge niedriger Löhne, Krankheit oder einer reduzierten beziehungsweise ausgesetzten Erwerbstätigkeit, um Kinder zu erziehen oder Angehörige zu pflegen“, so Weimann. „Wir kämpfen für eine gesetzliche Altersversorgung, die den Lebensstandard sichert – mit einem Rentenniveau von mindestens 53 Prozent.“ Der VdK ist überzeugt, dass sich das finanzieren lässt – durch eine Erwerbstätigenversicherung, in die nicht nur Angestellte, sondern auch Selbstständige, Beamte und Politiker einzahlen. 

„Vor allem aber müssen Sozialleistungen für alle Betroffenen zugänglich und verständlich sein. Niemand sollte staatliche Unterstützung nicht in Anspruch nehmen können, weil die bürokratischen Hürden zu hoch sind und er sich den Verfahren nicht gewachsen fühlt“, betont der Landesvorsitzende Weimann. Beispiele dafür seien etwa die Beantragung von Wohngeld oder von Grundsicherung im Alter. „Ein einfacher Zugang zu diesen Leistungen ist längst überfällig.“