
VdK-Umfrage: Sozialleistungen zu kompliziert
- Schlechte Bewertungen für Transparenz und Antragstellung
- Viele Ansprüche bleiben ungenutzt
Der Sozialverband VdK hat seine Mitglieder zu ihren Erfahrungen mit dem Sozialstaat befragt. Die Ergebnisse zeigen: Die Bewertung fällt zwar differenziert aus, insgesamt überwiegt jedoch eine kritische Sicht auf die Funktionsweise und Transparenz des Sozialstaats sowie auf die Frage der Gerechtigkeit in Deutschland.
Zentrale Erkenntnisse der Befragung sind: Grundsätzlich besteht eine hohe Erwartung an einen leistungsfähigen Sozialstaat. Die VdK-Mitglieder wünschen sich einen leistungsfähigen und gut zugänglichen Sozialstaat. Allein, die Realität sieht anders aus: Die durchschnittliche Zustimmung zur Aussage „Der Sozialstaat ist leistungsfähig“ liegt nur im mittleren Bereich auf einer Skala von 1 bis 10.
„Auffallend ist, dass die Leistungsfähigkeit und Zugänglichkeit des Sozialstaats schlechter bewertet werden, sobald die Menschen mit ihm in Kontakt gekommen sind“
, erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Personen, die die sozialrechtliche Beratung des VdK in Anspruch genommen haben, kritisieren insbesondere die Transparenz und Durchführbarkeit von Antragsprozessen. Aussagen wie „Weiß ich von Anfang an, was ich tun muss?“ oder „Sind Anträge leicht durchführbar?“ werden im Durchschnitt überwiegend nicht zugestimmt.
Betroffene stimmen eher nicht zu, dass Verfahren klar, verständlich und nutzbar sind. Dass dies nicht nur den VdK-Mitgliedern so geht, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, spiegelt sich auch in den Daten zur Nichtinanspruchnahme von Sozialleistungen wider:
- Bis zu 68 Prozent der Berechtigten nehmen keine Grundsicherung im Alter wahr.
- Bis zu 40 Prozent der Berechtigten beantragen kein Wohngeld.
- Der Kinderzuschlag erreicht nur die Hälfte der Anspruchsberechtigten.
Diese Zahlen unterstreichen ein grundlegendes Gerechtigkeitsproblem und bestätigen die VdK-Mitgliederumfrage: Zahlreiche Menschen werden durch bürokratische Hürden von ihren Rechten ausgeschlossen. Viele leben in Armut oder an der Armutsgrenze, weil der Zugang zum Sozialstaat erschwert ist. „Wir brauchen einen zugänglicheren Sozialstaat: Leistungen aus einer Hand, automatisierte Prüfung und Auszahlung von Ansprüchen sowie einfachere Verfahren“
, fordert Bentele.
Die positiven Seiten des Sozialstaates, so Bentele, sind viel zu wenig bekannt. Dies führt bei vielen Menschen zu einem Vertrauensverlust in die Demokratie. Der Sozialverband VdK bekräftigt deshalb sein Engagement für einen leistungsfähigen und unterstützenden Sozialstaat, in dem alle Menschen über ihre gesetzlichen Ansprüche informiert werden. Nur durch verständliche Verfahren und eine gute Unterstützung wird das Vertrauen in staatliches Handeln wieder zunehmen.
Die Befragung wurde im November 2025 unter 15.000 VdK-Mitgliedern durchgeführt.
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