Kategorie Erwerbsminderungsrente Gesundheit Gesundheitsvorsorge

Psychische Erkrankungen ernst nehmen!

Zum Welttag der seelischen Gesundheit fordert der VdK, die Prävention in den Betrieben zu stärken.

Sitzende Frau leidet unter Angstzustand
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Jährlich erkranken in Deutschland etwa 18 Millionen Menschen an psychischen Leiden. In den meisten Fällen handelt es sich um Angststörungen, Depressionen und Suchterkrankungen. Psychische Erkrankungen sind mittlerweile der häufigste Grund für längere Fehlzeiten am Arbeitsplatz – im Schnitt 28 Tage pro Krankmeldung. Insgesamt wurden beispielsweise für das Jahr 2022 rund 132 Millionen Fehltage wegen seelischer Krankheiten ermittelt, Tendenz steigend. Nach Berechnungen der AOK lag die Zahl im August dieses Jahres bereits über dem Gesamtwert von 2023. 

Psychische Erkrankungen sind gleichzeitig auch die häufigste Ursache für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben. Laut Deutscher Rentenversicherung beläuft sich ihr Anteil bei den erstmals ausgezahlten Erwerbsminderungsrenten auf etwa 42 Prozent. “Diese Zahlen sind alarmierend und eine dringende Mahnung an uns, das Problem nicht herunterzuspielen”, sagt der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Paul Weimann: “Auch viele unserer Mitglieder sind davon betroffen. Zusätzlich zu ihrem seelischen Leid müssen sie häufig noch Abschläge bei der Erwerbsminderungsrente hinnehmen, wogegen wir uns seit Jahren mit Nachdruck aussprechen.” Aber auch Arbeitgeber sind nach Auffassung des VdK aufgerufen, es ernst zu nehmen, wenn ihre Beschäftigten auf Stress, Überlastung oder Überforderung mit psychischen Symptomen reagieren. So gaben beispielsweise in einer Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 48 Prozent der befragten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen an, in ihrem Berufsalltag unter hohem Termin- und Zeitdruck zu stehen.

Zum Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober fordert der VdK daher, die gesundheitliche Prävention zu stärken und arbeitsrechtliche Instrumente wie die Gefährdungsbeurteilung und Gefährdungsanzeige konsequent einzusetzen, um psychische Probleme von Beschäftigten frühzeitig erkennen und gegensteuern zu können. Gleichzeitig setzt sich der VdK für mehr Psychotherapieplätze ein. “Viele Patienten und Patientinnen müssen fünf Monate und länger auf eine Behandlung warten", erklärt Paul Weimann: “Das verlängert nicht nur unnötig ihr Leiden, sondern kann auch dazu führen, dass Symptome sich verschlimmern oder sogar chronisch werden.” Rund 7.000 zusätzliche Kassensitze werden nach Schätzung der Bundespsychotherapeutenkammer benötigt. “Zum Glück sind psychische Probleme kein Tabuthema mehr. Jetzt kommt es darauf an, die Betroffenen nicht alleine zu lassen, sondern ihnen schnell und kompetent zu helfen”, sagt der VdK-Landesvorsitzende Weimann.