Kategorie Pflege

Häusliche Pflege stärken!

Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen spricht sich entschieden gegen eine Abschaffung des Pflegegrads 1 aus.

Eine Zeichnung mit einer älteren und einer jüngeren Frau
© Pixabay

„Allein, dass über diese Streichung zurzeit in der Öffentlichkeit diskutiert wird, bedeutet für die etwa 74.000 pflegebedürftigen Menschen in Hessen und Thüringen, die davon betroffen wären, eine große Verunsicherung“, sagt der Landesvorsitzende Paul Weimann: „Außerdem befürchten wir, dass die Kürzung von Leistungen, die vor allem der Prävention dienen, die Pflegeversicherung am Ende mehr Geld kostet, als der von ihren Befürwortern erhoffte Spareffekt einbrächte.“ 

Wer nach einer persönlichen Begutachtung durch den Medizinischen Dienst einen Pflegegrad 1 zugesprochen bekommt, dem stehen neben der einmaligen Summe von 4.180 Euro für Verbesserungen des eigenen Wohnumfelds 40 Euro im Monat für zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel sowie der sogenannte Entlastungsbetrag in Höhe von 131 Euro monatlich zu. „Diese Unterstützung ist sinnvoll und soll zur Sicherheit und Selbstständigkeit der Betroffenen beitragen“, erklärt Weimann. So kann mit dem Zuschuss zum Beispiel ein barrierefreier Zugang zu Wohnung und Bad sowie der Einbau eines Treppenlifts finanziert werden. Und die 131 Euro im Monat sind als Entlohnung für haushaltsnahe Dienstleistungen gedacht – nicht nur für die Pflegebedürftigen selbst, sondern auch für ihre Familien eine wichtige Entlastung, um die Herausforderungen des Pflegealltags zu meistern.

In Hessen und Thüringen werden rund 86 Prozent aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, zu großen Teilen sogar ausschließlich durch Freunde und Familienmitglieder. „Schon diese Zahl sagt uns, dass wir alles dafür tun müssen, die häusliche Pflege zu stärken“, hebt der VdK-Landesvorsitzende hervor: „Statt hier zu kürzen, sollten pflegende Angehörige noch mehr Unterstützung erhalten. Viele wünschen sich zum Beispiel eine enge Betreuung und Begleitung durch geschulte Fachkräfte.“ 

Der VdK begrüßt daher, dass das Land Hessen in den vergangenen Jahren bereits mehrere Förderprogramme aufgelegt hat, mit denen der Ausbau der vorhandenen Pflegestützpunkte zu Pflegekompetenzzentren vorangebracht werden soll. „Diese Zentren erweitern ihr Beratungsangebot um ein sogenanntes Case-Management, also um eine persönliche Betreuung, die auch Hausbesuche bei den Pflegebedürftigen miteinschließt, genau wie es sich viele Betroffene wünschen“, erklärt Paul Weimann. In Hessen werden aktuell neun von insgesamt 26 Pflegestützpunkten durch die Landesregierung gefördert. In Thüringen gibt es sieben Pflegestützpunkte und bislang kein Pflegekompetenzzentrum. Hier fordert der VdK, in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt einen Stützpunkt einzurichten.