
„Finanzielle Leistungen müssen bei den Menschen ankommen!“
Nur fünf Prozent der Menschen in Hessen und Thüringen mit Pflegegrad 1 nutzen den monatlichen Entlastungsbetrag

In einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK hat die Mehrheit der Befragten Pflege und Gesundheit als wichtigste Handlungsfelder für die künftige Bundesregierung benannt. Beide Themen stehen schon seit Jahren ganz oben auf der Agenda des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen. „Immer wieder haben wir zum Beispiel gefordert, die Beratung von Pflegebedürftigen zu verbessern“, sagt der VdK-Landesvorsitzende Paul Weimann: „Neueste Zahlen der statistischen Ämter geben uns recht: Nicht einmal fünf Prozent der 65.416 Menschen in Hessen und Thüringen mit einem Pflegegrad 1 nehmen den sogenannten Entlastungsbetrag der Pflegeversicherung in Anspruch. Wir gehen davon aus, dass eine große Mehrheit der Berechtigten nicht weiß, dass ihnen die Summe von 131 Euro im Monat zusteht, um damit beispielsweise Hilfe im Haushalt oder stundenweise Betreuung zu finanzieren. Hier besteht dringender Aufklärungsbedarf. Der versprochene Ausbau der Pflegestützpunkte muss jetzt zügig vorangebracht werden.“
Als weiteren Grund dafür, dass diese Gelder kaum abgerufen werden, vermutet der VdK eine zu geringe Anzahl an entsprechenden Dienstleistern. Diese müssen nach jeweiligem Landesrecht anerkannt sein, damit die Pflegekasse den Lohn für ihre Tätigkeit über den Entlastungsbetrag erstattet. Auch hier hat der VdK seit vielen Jahren für eine Vereinfachung der Anforderungen und bürokratischen Abläufe gekämpft und unter anderem erreicht, dass die Nachbarschaftshilfe als niedrigschwelliges Angebot in den Kreis der anerkannten haushaltsnahen Dienstleistungen in der Pflege aufgenommen wurde. Nachbarschaftshelfer und -helferinnen gehören meist dem persönlichen Umfeld der pflegebedürftigen Person an und kümmern sich stundenweise um diese, wofür sie den Entlastungsbetrag als Aufwandsentschädigung erhalten können. „Anscheinend wird auch über diese Möglichkeit des ehrenamtlichen Engagements nur ungenügend informiert“, erklärt Paul Weimann.
Dass sich viele Pflegehaushalte mehr Unterstützung wünschen, weiß der VdK aus eigenen Umfragen. Auch der hessische Landespflegebericht hat das bestätigt. „Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt kontinuierlich an; mittlerweile werden rund 85 Prozent zu Hause von ihren Angehörigen versorgt. Sie alle dürfen wir nicht im Stich lassen. Es reicht nicht, finanzielle Leistungen per Gesetz zu verabschieden. Die Politik muss dafür Sorge tragen, dass diese Leistungen auch bei den Menschen ankommen“, so der VdK-Landesvorsitzende.
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