Armut wirksam bekämpfen!
Zur Landtagswahl in Thüringen fordert der VdK mehr bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum und kostenlose Kinderbetreuung.
In Thüringen liegt die Armutsgefährdungsquote bei 18,5 Prozent und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt (14,3 Prozent). Betroffen sind Ältere (18,5 Prozent in der Generation der über 65-Jährigen) ebenso wie Jüngere. Fast jedes vierte Kind in Thüringen wächst in Armut auf, in Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil ist es sogar jedes Zweite. Etwa 30 Prozent der erwerbstätigen Thüringer und Thüringerinnen arbeiten im Niedriglohnsektor. Als arm gilt allgemein, wer weniger als 60 Prozent des Nettoäquivalenzeinkommens, also weniger als 1.314 Euro zur Verfügung hat.
Zur Landtagswahl am 1. September 2024 fordert der VdK daher wirksame Maßnahmenpakete zur Armutsbekämpfung im Freistaat. Dazu gehören eine kostenlose Kinderbetreuung genauso wie chancengerechte Bildungs- und Förderangebote und verbesserte Teilhabe-Möglichkeiten für Menschen in prekären Lebenslagen.
Einen von mehreren Gründen für die Verarmung größerer Bevölkerungsgruppen sieht der VdK in steigenden Mietpreisen, insbesondere in Städten wie Jena, Erfurt, Gera und Weimar. Hier lässt sich gleichzeitig seit Jahren ein Rückgang an Sozialwohnungen beobachten, was die Situation auf dem Wohnungsmarkt zusätzlich verschärft. Laut Thüringer Infrastrukturministerium gab es 2017 noch 16.250 Sozialwohnungen im Freistaat, 2022 waren es nurmehr 12.700 – bei einem gleichzeitigen Bedarf von 25.000. Rein statistisch hätten sogar rund 60 Prozent der Thüringer Haushalte aufgrund ihres Einkommens Anspruch auf geförderten Wohnraum. Der VdK fordert daher, mehr bezahlbare und bedarfsgerechte Wohnungen zu schaffen.
„Zum Bedarf zählen wir auch barrierefreie Wohnungen, von denen bei weitem nicht genügend vorhanden sind“, sagt Paul Weimann. Einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft zufolge kommen in Thüringen auf 100 Haushalte mit einer mobilitätseingeschränkten Person gerade mal 15,5 barrierereduzierte Wohnungen – damit bildet der Freistaat das Schlusslicht im Vergleich mit den anderen Bundesländern.
„Diese Zahlen zeigen: In Thüringen muss viel geschehen. Wir appellieren an die künftige Landesregierung, das Problem der Armut sofort anzupacken und den sozialen Wohnungsbau verstärkt zu fördern“, erklärt der VdK-Landesvorsitzende: „Vor allem soll kein Kind mehr in von Not und Entbehrung geprägten Lebensverhältnissen großwerden müssen.“