Kategorie Veranstaltung Sozialpolitik Pflege zu Hause

Pflege: Wunsch und Wirklichkeit

Beim Thema Pflege sind sich alle einig: Es muss mehr für Betroffene und ihre Angehörigen getan werden. Die VdK-Veranstaltung “Who cares” machte deutlich, woran es fehlt und welche Ansätze es gibt, die Situation zu verbessern.  

Blich in den Saal. Alle Stühle sind besetzt, im Hintergrund stehen mehrere Leute, die keinen Stuhl mehr abbekommen haben.
Pflege geht uns alle an! Das zeigte auch das große Interesse, das die VdK-Veranstaltung "Who cares?" weckte. Nicht alle Gäste fanden einen Sitzplatz © VdK Hessen-Thüringen

VdK-Landesvorsitzender Paul Weimann, der die Gäste im Frankfurter Haus der Jugend begrüßte, stellte gleich zu Beginn der Diskussion klar: „Pflege ist Teil der Daseinsvorsorge, für die der Staat die Rahmenbedingungen schaffen muss. Zuständig für die Umsetzung sind die Kommunen.“ 

Was können, was dürfen Kommunen? In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel sind sie dazu verpflichtet, eine Pflegeplanung aufzustellen, wie die Pflegereferentin des dortigen VdK-Landesverbands, Vanessa Rengers-Patz, in ihrem Vortrag erläuterte. Allerdings fehlt den darin formulierten Vorgaben die Verbindlichkeit, kritisierte die Expertin. Dr. Oliver Lauxen, Co-Autor des Hessischen Landespflegeberichts und ebenfalls Fachreferent an diesem Abend, wies ergänzend darauf hin, dass Kommunen die Ansiedlung von ambulanten Pflegediensten nicht steuern können. Der Pflegebericht hatte offengelegt, dass hier in vielen Teilen Hessens Defizite bestehen. Dr. Sonja Optendrenk, Staatssekretätin im Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, schilderte, mit welchen Maßnahmen die Landesregierung gegenzusteuern versucht. Dazu zählen Fördermittel zum Ausbau der vorhandenen Pflegestützpunkte oder zur Weiterentwicklung innovativer Projekte in der Tages- und Kurzzeitpflege. Auch hier wird das vorhandene Angebot in etlichen Regionen dem tatsächlichen Bedarf nicht gerecht. 

Es meldeten sich an diesem Abend auch immer wieder Gäste aus dem Publikum zu Wort, um über eigene Erfahrungen als pflegende Angehörige oder professionelle Akteure in der Pflege zu berichten. Insgesamt entwickelte sich daraus ein konstruktiver Dialog zwischen Politik und Praxis. Denn alle sind sich einig, dass etwas geschehen muss - unterschiedlich schien nur die Dringlichkeit, mit der diese Verbesserungen angemahnt wurden. Hier nahm Paul Weimann noch einmal die Vertreterin der Landesregierung in die Pflicht: “Kommunen kümmern sich um Wasser, um Strom, um Kinder, damit sie einen guten Start ins Leben haben. Warum kümmert man sich nicht genauso um Menschen am Ende ihres Lebens?”