Spannende Debatte über psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz
Bei der VdK-Landeskonferenz “Inklusion in der Arbeitswelt” sprachen Expertinnen und Experten über den Umgang mit psychischen Leiden im beruflichen Umfeld sowie Optionen, ihnen entgegenzuwirken und vorzubeugen. Mit Video der Veranstaltung!
Alarmierende Zahlen: Nach Angaben der AOK ist zwischen 2014 und 2024 die Zahl der Fehltage im Job wegen psychischer Erkrankungen um 47 Prozent gestiegen. Besorgniserregend ist auch die Dauer entsprechender Fehlzeiten: Während der Arbeitsausfall etwa bei einer Atemwegsinfektion laut AOK im Schnitt 6,1 Tage beträgt, sind es bei psychischen Erkrankungen 28,1 Tage.
Große Resonanz
Angesichts dieser drastischen Entwicklung stand das oft noch mit einem Tabu belegte Thema “Psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt” im Fokus der Veranstaltung. Sie fand 2025 in hybrider Form statt – und das sehr erfolgreich: In Präsenz folgten 200 Teilnehmende mit großer Aufmerksamkeit dem Impulsreferat des Diplom-Psychologen und Psychotherapeuten Christian Meyer als auch der Podiumsdiskussion mit Experten und Expertinnen der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite im Anschluss. Zudem schalteten sich Hunderte Interessierte via Livestream zu.
Verbesserungsbedarf bei Führungskompetenz
Christian Meyer erläuterte, dass psychische Leiden viele Gesichter haben können – von chronischen Schmerzen über Depressionen bis hin zu Angststörungen. Er hob hervor: Um die psychische Gesundheit im beruflichen Umfeld zu schützen, sei der Ausbau der Führungskompetenz in Hinblick auf psychische Erkrankungen erforderlich.
In der folgenden Podiumsdiskussion wurde deutlich: Vorgesetzten und nicht betroffenen Mitarbeitenden fehlt es oft an Verständnis und Wissen über den Umgang mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz. Betroffene müssten nicht selten unsensible Reaktionen wie “Hast du heute wieder Psyche?” oder “Reiß dich doch zusammen!” verkraften.
Digitalisierung bildet große Herausforderung
Einig waren sich die Diskutanten darüber, dass die rasante technische Entwicklung und die fortschreitende Digitalisierung für eine Arbeitsverdichtung sorge und zunehmenden Druck insbesondere auf ältere Beschäftigte und Schwerbehinderte ausübe. Darüber hinaus schüre die Möglichkeit des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz nicht nur bei Kolleginnen und Kollegen mit psychischen Beeinträchtigungen die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren.
Für sie problematisch sei vor allem das “Desaster” bei der ärztlichen bzw. therapeutischen Versorgung, merkten Konferenzgäste aus dem Publikum an. Dorothee Czennia, Referentin Sozialpolitik des VdK Deutschland, betonte, wie wichtig daher die Arbeit der Schwerbehindertenvertrauenspersonen sei, die sich etwa für eine Anpassung der Arbeitsorganisation – zum Beispiel in Hinblick auf die Arbeitszeiten – einsetzten, um es belasteten Kolleginnen und Kollegen zu erleichtern, ihrer Arbeit nachzugehen.
Vertrauensvolles Klima im Job entscheidend
Wie aber können Arbeitgeber die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern und Erkrankungen vorbeugen? Das Fazit der Podiumsgäste: Von entscheidender Bedeutung sei ein vertrauensvolles, angstfreies Klima im Unternehmen. Dabei wirkten Schulungen für Führungskräfte, um psychische Probleme frühzeitig erkennen und gegensteuern zu können, effektiver als Resilienztrainings für die gesamte Belegschaft.
Ebenso wichtig sind aktuelle Informationen und eine praktische Hilfestellung, wie das VdK-Referat Betriebsarbeit sie für die Schwerbehindertenvertretungen in Betrieben und Behörden anbietet. Ihnen hat das Referat 2025 im Rahmen von 160 Veranstaltungen mit Wissen und beratend zur Seite gestanden. Dass wachsender Bedarf besteht, belegen die 6230 Schwerbehindertenvertrauenspersonen, die das Angebot des VdK in dem Jahr genutzt haben – fast 1000 mehr als im Vorjahr.
Termin verpasst?
Für alle Interessierten, die die VdK-Landeskonferenz “Inklusion in der Arbeitswelt” 2025 im Nachhinein verfolgen möchten, ist eine Externer Link:Videoaufnahme der gesamten Veranstaltung verfügbar.