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Kein Pflichtkurs für Nachbarschaftshilfe in Thüringen

Wer sich im Freistaat in der Nachbarschaftshilfe engagieren möchte, muss bis auf Weiteres keinen Pflegekursus besuchen, um für diese Tätigkeit anerkannt zu werden. Ursprünglich sollte diese Regelung nur bis zum Jahresende gelten. 

© IMAGO / Westend61

Mehr als  80 Prozent der rund 194.000 Pflegebedürftigen in Thüringen werden zu Hause und überwiegend von Familienmitglieder versorgt. Allerdings ist diese Aufgabe sehr fordernd, so dass viele Angehörige an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geraten und Unterstützung benötigen. 

Der VdK hat sich deshalb erfolgreich dafür eingesetzt, dass 2023 eine Landesverordnung in Thüringen in Kraft trat, durch die Möglichkeiten der Nachbarschaftshilfe und der Unterstützungsangebote im Alltag für die häusliche Pflege geschaffen wurden. Dazu zählen beispielsweise Einkaufs- und Hauswirtschaftshilfeleistungen, die Begleitung zum Arzt oder bei Spaziergängen, Anregung und Unterstützung bei Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakten oder auch Hilfe beim Vorlesen und Ausfüllen von Formularen. Als Aufwandsentschädigung können Nachbarschaftshelfer und -helferinnen den von der Kasse bezahlten Entlastungsbetrag von 131 Euro monatlich erhalten, der allen Menschen mit einem Pflegegrad zusteht. 

Kursbesuch entfällt

Voraussetzung ist allerdings, dass kein Verwandtschaftsverhältnis und keine Wohn- oder Lebensgemeinschaft zu der pflegebedürftigen Person besteht. Ursprünglich galt auch die Vorschrift, dass sich angehende Helfer und Helferinnen in einem von den Pflegekassen anerkannten Online-Kursus für diese Aufgabe qualifizieren müssen. Aufgrund fehlender Angebote für diese Schulungen in Thüringen wurde zunächst in einer Übergangsregelung festgelegt, dass Interessierte sich - auch ohne einen Kursus absolviert zu haben - registrieren lassen können. Diese Regelung wurde bereits zweimal verlängert und gilt auch in Zukunft bis auf weiteres.   

Praxisnahe Lösung

Dazu Ministerin Katharina Schenk: „Unser Ziel ist es, Menschen in ihrem häuslichen Umfeld zu unterstützen, auch wenn sie einen gewissen Hilfebedarf im Alltag haben. Dabei geht es vor allem um praktische Tätigkeiten. Aktuell wird die zugrundeliegende Verordnung novelliert, um die Nachbarschaftshilfe noch niedrigschwelliger zu gestalten. Das ist ein umfangreicher und längerer Prozess. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, haben wir gemeinsam mit den Pflegekassen entschieden, die Übergangsregelung bis zum Inkrafttreten der neuen Verordnung unbefristet zu verlängern. Das gibt uns Zeit, mit allen Beteiligten eine unbürokratische und praxistaugliche Lösung zu erarbeiten, die für die Zukunft Bestand hat.“ 

Einfacher Zugang

Der VdK hat sich immer dafür ausgesprochen, Menschen, die sich um Pflegebedürftige in ihrem Umfeld kümmern wollen, möglichst keine bürokratischen Hürden in den Weg zu legen, durch die sie abgeschreckt werden könnten. Insofern begrüßt er es, dass die Registrierung zur Nachbarschaftshilfe in Thüringen weiterhin niedrigschwellig möglich ist. 

   

Wichtiges Wissen

Robert Schöning vom Verband der Ersatzkassen (vdek) appelliert dennoch an alle, die sich für eine Tätigkeit in der Nachbarschaftshilfe  interessieren, das Kursangebot zu nutzen, auch wenn es nicht verpflichtend ist. Denn die Schulung vermittle "fachliches und praktisches Knowhow rund um die Pflege oder um im Notfall richtig zu handeln”. Da es auch Online-Kurse gebe, sei die Teilnahme ohne großen Aufwand zu bewerkstelligen.