Barrierefreiheit ist machbar!
Zum 4. Mal lud der VdK Hessen-Thüringen zu seinem Symposium “Barrierefreies Wohnen und Leben” ein. Spannende Fachvorträge und ein lebendiger Austausch unter allen Teilnehmenden machten die Veranstaltung erneut zu einem großen Erfolg.
Die inhaltliche Bandbreite war dieses Mal besonders groß und reichte vom Denkmalschutz bis zum Projekt “Toiletten für alle”. Aber natürlich ging es auch um das Dauerthema barrierefreier Wohnraum, von dem es, wie Landesvorstandsmitglied Angelika Stoltze in ihrer Begrüßung darlegte, viel zu wenig gibt. Schätzungsweise 2,4 Millionen barrierefreie Wohnungen fehlen in Deutschland; 2030 soll der Bedarf schon auf 3,6 Millonen gestiegen sein.
Dabei, so erläuterte Sibylle Lacheta von der Bundesfachstelle Barrierefreiheit, kostet eine barrierefreie Ausstattung im Neubau nicht mehr als 0,8 bis 1,6 Prozent der gesamten Bausumme. Manchmal, so resümierte jemand aus dem Publikum, seien es wohl vor allem die Barrieren in den Köpfen, die den Fortschritt bei der Inklusion verhinderten.
Auch Dr. Nicola Maier-Michalitsch von der Stiftung “Leben pur” nannte es “traurig, dass wir ständig appellieren müssen”, weil ”Toiletten für alle" in Theatern, Einkaufspassagen oder Fußballstadien immer noch keine Selbstverständlichkeit sind. Mit diesen Sanitäranlagen, zu denen beispielsweise eine ausklappbare Pflegeliege gehört, sollen die Bedürfnisse von Menschen mit komplexen Behinderungen berücksichtigt werden, für die eine barrierefreie Ausstattung nicht ausreicht. Eine “Toilette für alle” kostet rund 12.000 Euro; etwa 170 gibt es bisher in Deutschland; man findet sie zum Beispiel in den großen Fußballstadien in Berlin, München und Hamburg. Zum Vergleich: In Groß-Britannien stehen mittlerweile 2540 sogenannte “Changing Places” zur Nutzung bereit.
Es gibt also Lösungen, man muss sie nur wollen und bereit sein, sie zu finanzieren. Und genauso stehen Denkmalschutz und Barrierefreiheit nicht zwangsläufig im Widerspruch zueinanander, wie der Architekt Udo Raabe (Planungsgruppe Darmstadt) in seinem Vortrag anhand zahlreicher Fotos und Bauzeichnungen bewies.