5. Symposium für barrierefreies Wohnen und Leben
Alles ist vorstellbar und das Meiste auch machbar, wenn denn der politische Wille zur Umsetzung von Barrierefreiheit vorhanden ist. Das war die Botschaft der diesjährigen, gutbesuchten Veranstaltung in Mühlheim (Main).
Bereits zum fünften Mal lud die VdK-Fachstelle für Barrierefreiheit zu ihrem Symposium ein, und wieder waren insbesondere viele ehrenamtliche Fach- und Wohnberater dieser Einladung gerne gefolgt, bietet diese Tagung doch nicht nur jede Menge interessante Fachvorträge und Anregungen, sondern auch Gelegenheit zu Begegnung und Austausch.
Die Uhr zeigt fünf vor Zwölf
Immer mehr ältere Menschen leben in Deutschland. Experten gehen mittlerweile davon aus, dass in den kommenden Jahrzehnten drei Millionen barrierefreie Wohnungen zusätzlich gebraucht werden. “Wir müssen jetzt handeln und nicht erst fünf nach zwölf Uhr”, warnte daher der VdK-Landesvorsitzende Paul Weimann und versprach, dass sich der VdK weiterhin für Barrierefreiheit als Standard im hessischen Landesbaurecht einsetzen wird.
Preisgekröntes Bauprojekt
Carsten Ohm, Vorstand des VdK NRW, und der Architekt Axel Grommann hatten eine beeindruckende Präsentation mit nach Mühlheim gebracht. Gemeinsam stellten sie das Krefelder Projekt “Wohnen am Schönwasserpark" vor, in dem die meisten Wohnungen mit geringen Zusatzkosten barrierefrei ausgestattet werden konnten. 2023 wurde diese Wohnanlage mit dem Bundesteilhabepreis ausgezeichnet.
Etikettenschwindel?
Katinka Götz von der Fachstelle für Barrierefreiheit blickte in ihrem Vortrag zurück auf die vergangenen Jahrzehnte und stellte den gesetzlich verbürgten Anspruch auf uneingeschränkte Teilhabe für jeden Menschen einer Realität voller Barrieren gegenüber. Vor allem die UN-Behindertenrechtskonvention, die seit 2009 auch in Deutschland gilt, hatte große Hoffnungen geweckt. Manche, so Götz, sähen darin mittlerweile eher einen Etikettenschwindel statt eines echten Perspektivwechsels.
Barrieren in den Köpfen beseitigen!
Aus dem Publikum kamen immer wieder Wortmeldungen. Einige plädierten dafür, noch mehr und intensiver über Inklusion aufzuklären. Denn Menschen verstünden erst, wie wichtig Barrierefreiheit als Voraussetzung für Inklusion ist, wenn sie selbst betroffen wären. “Diese Betroffenheit müssen wir als VK transportieren”, forderte eine Teilnehmerin. Und ein anderer Gast aus dem Publikum befürchtete, dass sich die größten Barrieren, die es zu überwinden gelte, in den Köpfen der Menschen fänden.
Bleiben statt Weglaufen
Wieviel Lebens- und Wohnqualität mit wenigen Mitteln erzielt werden kann, machte Kathrin Weinkauf vom Bayerischen Institut für eine alters- und demenzsensible Architektur in ihrem Vortrag deutlich. Stärkere Farbkontraste, um Boden, Wand und Decke gegeneinander abzuheben, eine sinnvolle Aufteilung des Raums in kleinere, geschützte Bereiche, mehr Licht und deutliche Hinweisschilder für eine bessere Orientierung können viel bewirken und insbesondere Menschen mit Demenz mehr Sicherheit und Geborgenheit geben, damit sie verweilen und nicht weglaufen wollen. Fazit des diesjährigen Symposiums: Kreativität ist genug vorhanden, um Barrierefreiheit zu verwirklichen, man muss es nur wollen und die Notwendigkeit erkennen.






