Volkstrauertag November 2023
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Volkstrauertag - Gedenkstunde Kurt Herdt (VdK): "Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg" Sehr verehrte Damen und Herren, sehr geehrte Gemeindevertreter, sehr geehrte Vertreter des Gemeindevorstands, sehr geehrte Vertreter der Kirchengemeinden und Religionsgemeinschaften, als am 8. Mai 1945, nach sechs schrecklichen Kriegsjahren, endlich die Waffen schwiegen, war die Hoffnung groß, dass dieses Schweigen lange, möglicherweise sogar für immer währen würde. Für Europa hat das tatsächlich 77 Jahre lang gegolten. Aber am 24. Februar 2022 wurde dieses Schweigen gebrochen. Seitdem herrscht wieder Krieg auf unserem Kontinent, nur einige hundert Kilometer von uns entfernt. Und noch ist kein Ende der Kampfhandlungen abzusehen. Wenn wir uns heute, wie in so vielen Jahren zuvor, hier versammeln, um am Volkstrauertag der Toten aus zwei Weltkriegen zu gedenken, dann müssen wir jetzt auch die vielen Toten aus dem Ukraine-Krieg in unsere Gedanken und unsere Trauer miteinbeziehen. Der Volkstrauertag hat im VdK eine lange, bedeutende Tradition. Denn die Geschichte unseres Verbands ist eng mit den Schrecken des Krieges verknüpft, ja, man kann im Grunde sagen, dass der VdK 1946 als Reaktion auf diese furchtbare Erfahrung gegründet wurde. Deshalb haben wir uns in unserer Satzung selbst den Auftrag gegeben, alle Initiativen und Maßnahmen, die dem Erhalt des Friedens dienen, zu unterstützen. Frieden ist fragil und nicht selbstverständlich Die Opfer der aktuellen Konflikte und Krisen, auch die Toten in Israel und Gaza, zeigen uns, wie fragil der Frieden sein kann und dass er alles andere als selbstverständlich ist. Was also können wir selbst für den Frieden tun? Können wir überhaupt etwas tun? Oder müssen wir dem Morden und der Zerstörung ohnmächtig zuschauen? Ich glaube, wir alle können einen Beitrag leisten. Denn Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Die entscheidende Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden ist, allen Menschen die Chance auf ein Leben in Freiheit und in Würde zu geben, ohne materielle Not, ohne permanente Missachtung ihrer Bedürfnisse und ohne Ausgrenzung und Ächtung durch Andere. Für eine solche Gesellschaft müssen wir eintreten; für eine solche Gesellschaft hat der VdK seit seiner Gründung gekämpft. Zu den Voraussetzungen für Frieden zählt auch der grundsätzliche Respekt vor dem Leben in allen seinen Ausprägungen, aber auch der Respekt gegenüber anderen Meinungen und Lebensstilen. Daran scheint es in letzter Zeit zu mangeln, der Ton in unserem Land ist rauer und schärfer geworden. Wenn überhaupt noch miteinander geredet wird und das Gespräch nicht bereits abgebrochen wurde, weil moralische Empörung, weil das Gekränktsein, weil die angebliche Unversöhnlichkeit der Standpunkte seine Fortsetzung unmöglich gemacht haben. Dieses Verstummen ist gefährlich, deswegen dürfen wir dabei nicht schweigend zusehen. Wir müssen stattdessen das Gespräch wieder aufnehmen. Frieden ist auch sozialer Frieden Wir müssen gemeinsam Lösungen finden für die großen Probleme unserer Zeit. Wir müssen vor allem einen Ausgleich finden, damit die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter aufgeht und die Gruppe der Unzufriedenen nicht weiter wächst. Frieden ist immer auch sozialer Frieden. Wir sind heute hier zusammengekommen, um der Toten aus den vergangenen und aktuellen Kriegen zu gedenken. Dabei gedenken wir der gefallenen Soldaten, aber auch der vielen anderen Opfer, die die Kriege gefordert haben. Dazu gehören die getöteten Frauen und Kinder, die Verfolgten, die Vertriebenen und Geflüchteten. Wie kein anderer Moment oder Anlass schafft vor allem der Volkstrauertag ein Bewusstsein dafür, dass wir uns für Frieden einsetzen müssen. Eine jede und ein jeder von uns an dem Platz, an dem es möglich ist. Beginnen kann man damit nirgendwo besser als an diesem Ort, weil uns hier in besonderem Maße bewusst wird, was Krieg bedeutet. Oder, um es mit dem früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zu sagen: "Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein."