Kategorie Ortsverband Idstein

Soziale Gerechtigkeit! Chancengerechtigkeit!

Veranstaltungsplakat
Veranstaltungsplakat © VdK-Ortsverband Idstein

Soziale Gerechtigkeit! Chancengerechtigkeit!

Interessante Informations- und Diskussionsveranstaltung des VdK-Ortsverbandes Idstein am 11.07.2024 im Saal 3, Stadthalle Idstein

Mit einem interessanten Experiment begann Raphael Fritsch, Referent für Sozialwirtschaft beim Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt, sein Einführungsreferat bei der Informations- und Diskussionsveranstaltung des VdK-Ortsverbandes Idstein.

Er fragte die gut 40 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer, was diese denn wohl lieber erben würden: ein ganz tolles, gut geschnittenes und auf dem aktuellen Stand der Technik befindliches und ressourcenschonendes Haus, das durch Kredite belastet ist – oder ein heruntergekommenes, dringend renovierungsbedürftiges, aber schuldfreies Gebäude? Fast 100 Prozent der Anwesenden hoben Ihre Hand für die erste Alternative, für Fritsch eine gute Überleitung zu seinem Kurzreferat, in dem er sich insbesondere mit der auf Bundesebene gültigen Schuldenbremse befasste.

Fritsch verdeutlichte anhand seiner Eingangsfrage, was eine strikte, nicht entwicklungsorientierte, Einhaltung der Schuldenbremse für die Gesamtgesellschaft bedeutet. Auf dieser Grundlage gäbe es keine Möglichkeit, durch entsprechende strukturelle Investitionen eine breitere Teilhabe an der Erwerbsarbeit zu befördern und hierdurch höhere Steuereinnahmen des Staates zu erzielen.

Beispielhaft führte Fritsch hierbei an, dass 41 Prozent der Frauen, die sich 2020 in einer Teilzeiterwerbstätigkeit befanden, dies aus Gründen persönlicher oder familiärer Verpflichtungen (in der Regel Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen) taten. Hier könnte der Statt durch entsprechende Ausgaben dafür Sorge tragen, den Fachkräftemangel zu minimieren und die Wirtschaftskraft zu stärken.

Zum zweiten Teil der Veranstaltung, der sich mit den kommunalen Handlungsmöglichkeiten zur Verbesserung der sozialen und der Chancengerechtigkeit befasste, konnte VdK-Ortsverbandsvorsitzender Alfred Strauß mehrere Kommunalpolitiker begrüßen. Marius Weiß (SPDkurz fürSozialdemokratische Partei Deutschlands), Andreas Ott (FWG Idstein) und Timo Müller (Bündnis 90/Die Grünen), die Vorsitzenden der jeweiligen Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Idstein, waren der Einladung gefolgt. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatten sie die Positionen ihrer Fraktionen Strauß zugeschickt und nutzten nun die Gelegenheit, diese den interessierten Zuhörern darzulegen und deren Fragen zu beantworten. Vertreterinnen von ULI und der CDUkurz fürChristlich Demokratische Union hatten sich entschuldigt.

Von besonderem Interesse war in der Gesprächsrunde die frühkindliche Bildung zur Förderung von sozialer Gerechtigkeit und Chancengerechtigkeit in Verbindung mit den städtischen Gebühren für Kindertageseinrichtungen. Müller und Weiß könnten sich hierbei auch vorstellen, die Einrichtungen völlig kostenfrei zu stellen, jedoch müsste dann seitens des Landes für entsprechende Kompensation gesorgt werden.

Aber auch die Verkehrspolitik und Fragen der Barrierefreiheit wurden sowohl seitens der Referenten als auch aus den Reihen des Publikums angesprochen. Ohne eigenes Auto nicht mobil oder im öffentlichen Verkehrsraum wegen körperlicher Einschränkungen nicht selbständig unterwegs sein zu können, beeinträchtigen oder verhindern sogar die Chancengerechtigkeit. Hierin waren sich das Publikum und die Referenten einig. Weiß, Müller und Ott erklärten unisono, dass diesbezüglich in Idstein, trotz feststellbarer positiver Entwicklungen, „noch Luft nach oben ist“.

Zum Ende der Veranstaltung dankte VdK-Vorsitzender Alfred Strauß dem Hauptreferenten Raphael Fritsch und seinen Gesprächspartner herzlich für Ihre Beiträge.