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Buchvorstellung: "Alzheimer und Demenzen"

Alzheimer und Demenz
© Unbekannt

Alzheimer und Demenzen

Ich möchte Ihnen das Buch "Alzheimer und Demenzen" vorstellen.

Es ist 2006 im TRIAS Verlag erschienen und für 19,95 € im Buchhandel erhältlich. 

Dieses Buch hat 2 Untertitel:

Mit dem Ersten "Unterstützung für Angehörige" wird klar, wer als Zielgruppe angesprochen wird.


Mit dem zweiten "Die Beziehung erhalten mit dem neuen Konzept der einfühlsamen Kommunikation" wird deutlich, dass dieses Buch nicht nur Wissen über das Krankheitsbild "Demenz" vermitteln will.

Die Autorin Frau Dr. Engel arbeitet als Psychologin im Gedächtnis-Zentrum des Institut für Psychologie der Universität Erlangen-Nürnberg. Dort berät sie:

  • Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen in allen anstehenden Fragen,
  • sie führt Demenzdiagnostik durch und beschäftigt sich unter anderem mit dem therapeutischen Gedächtnistraining,
  • Ihre langjährige Tätigkeit konfrontiert sie immer wieder mit den Schwierigkeiten, vor denen pflegende Angehörige stehen.
  • Deshalb hat sie auch ein bislang in Deutschland einzigartiges Schulungsprogramm speziell für Angehörige von Demenzkranken entwickelt.

Dieses Buch dient auch als Basis ihres Programms. Es ist in 10 Kapiteln gegliedert, die ich nun nach und nach vorstellen werde.
 

Einführung

Im ersten Kapitel wird der Angehörige mit dem nötigen medizinischen Wissen über die Demenzerkrankung versorgt.
Fragen wie zum Beispiel:

  • Was ist Demenz und wie entsteht sie?
  • Welche psychischen Veränderungen sind möglich?
  • Mit welchen Persönlichkeitsveränderungen Sie rechnen müssen
  • Mögliche körperliche Symptome

Detailliert werden nach und nach all die Krankheitszeichen, die früher oder später auf den Betroffenen zukommen können, beschrieben.
Immer setzt die Autorin die Krankheitszeichen (Symptome) in Bezug zur Ursache (der Abbau der Gehirnzellen in den betroffenen Gehirnregionen).
Der Leser kann sich in den lebensnah beschriebenen Beispielen wieder finden und so die Absichtslosigkeit des Kranken erahnen.

Probleme bei der Verständigung

  • Welche Veränderungen können auftreten?
  • Sprachstörungen
  • Die Urteilskraft lässt nach
  • Regeln, die die Verständigung erleichtern

Die Absichtslosigkeit des Kranken zu erahnen ist einer der wichtigsten Voraussetzung um überhaupt Hilfen annehmen zu können. 
Der nächste Schritt wird das Akzeptieren sein.
Frau Dr. Engel begleitet pflegende Angehörige durch dieses schwierige Kapitel indem sie sich in Augenhöhe mit ihnen begibt und beim Schreiben immer öfter die „Ich-Form“ wählt.
Hier ist von Trauer und Abschiednehmen die Rede: dass heißt:

  • Abschied von den Fähigkeiten, die der Kranke verloren hat. Er wird früher oder später kein adäquater Gesprächspartner mehr sein;
  • Abschied von der Rolle, die der Kranke als Partner hatte und so nie mehr haben wird;
  • Abschied von gemeinsamen Zielen und Träumen, denn er wird keine Reisen oder Ähnliches mehr planen können (nur um ein Beispiel zu nennen)
  • und nicht zuletzt - Abschied von der Hoffnung auf Heilung

Mit den Regeln, die die Verständigung erklären, bekommt der Leser erstmals wertvolle Hinweise die ihm das Zusammenleben mit dem Kranken erleichtern.
Beispiele: Stärken hervorheben und Fehler übergehen, nicht vorschnell helfen wenn er nach Worten ringt, auf Brille und Hörgerät achten, beim Gespräch im Blickfeld bleiben, Schlüsselworte am Satzende wiederholen nur um einige .....}
 

Die Kommunikation anpassen

  • Wie "funktioniert" Kommunikation?
  • Demenz erschwert das Verständnis füreinander
  • Nur ich kann den Austausch verbessern

Hinter jeder Äußerung steht nicht nur eine sachliche Information, sondern es "verstecken" sich auch Aussagen über Gefühle, Beziehungen und Wünsche.
Hier wird anhand des "4 Seiten einer Nachricht Modell" von dem Psychologen Schulz von Thun und, einige Seiten weiter, die Grundaussage "du bist o.k.-ich bin o.k. von Thomas A. Harris erläutert.
Der Leser erfährt einfühlsam und durch viele Beispiele wie Kommunikation "funktionieren kann"
Wieder schafft es die Autorin, den Angehörigen an die Hand zu nehmen und einfühlsam zu begleiten. Jedes Gefühl wird gewürdigt, vor allem auch die, die negativ besetzt- und doch so menschlich sind.
Gesprochen wird über Schuldgefühle, Scharm, Ärger (z.B. wenn Besuch kommt, ist er auf einmal wieder der Alte), Ungeduld und Überforderung.
 

Validation: ihn so annehmen, wie er ist

  • Warum ihr Verständnis so wichtig ist
  • Wie funktioniert Validation

Im Laufe der Erkrankung wird der Betroffene sich vermutlich immer häufiger gedanklich in der Vergangenheit aufhalten oder sich in seine innere Welt zurückziehen.
Eine Methode ihm zu folgen, wird durch das Modell von Naomi Feil beschrieben. In diesem Kapitel sind die von ihr formulierten Grundbedürfnisse eines Demenzkranken leicht abgewandelt und interpretiert wiedergegeben.
Auch Nicole Richards mit ihrem Modell der integrativen Validation findet Platz und Aufmerksamkeit.

Das Selbstbild bewahren

  • Wozu dient die Selbst-Erhaltungs-Therapie (SET)?
  • Wie SET funktioniert

Das Selbst, das auch das Ich oder die Identität eines Menschen genannt wird, setzt sehr komplizierte Fähigkeiten voraus. Mithilfe dieser Fähigkeiten entwirft jeder Mensch ein Bild von sich selbst. Ein Bild von dem, wie er früher war, wie er jetzt ist, welche Persönlichkeit er hat, welche Bedürfnisse, Werte, Wünsche -kurz- welchen Sinn er im Leben hat und wo er sich dort findet.
Ein Mensch mit Demenz hat diese Fähigkeiten verloren, weil neue Erfahrungen keine neuen Gedächtnisspuren hinterlassen. Aber auch, weil die Erinnerung an den, der er einmal war, immer mehr verloren geht.
Wie kann ich als Angehöriger dem Betroffenen helfen, ein möglichst positives Selbstbild von sich zu bewahren?
Die Selbst-Erhaltungs-Therapie gehört zu dem Konzept der einfühlsamen Kommunikation. Es ist nachvollziehbar und anschaulich beschrieben und wird, wenn man es verinnerlichen kann, eine wertvolle Hilfe für pflegende Angehörige sein.

Heilsames erinnern

  • Was "erinnern" bedeutet
  • Wie Sie das Erinnern unterstützen können

Wie wichtig es ist, sich erinnern zu können wurde schon im Rahmen der Selbst-Erhaltungs-Therapie besprochen.
Hier bekommt der Leser wertvolle Tipps, die die Erinnerung des Erkrankten eine Zeit lang unterstützen können.
Ob es darum geht ein gemeinsames Tagebuch zu führen oder ein Erinnerungsalbum anzulegen, immer findet auch gleichzeitg Kommunikation statt. Je früher man damit beginnt, umso hilfreicher wird es sein.
Ein "weiß du noch, damals...." kann das Zusammengehörigkeitsgefühl für diesen Moment stärken, oder aber, wenn nichts mehr (oder nicht das Erwartete), von dem Demenzkranken, in dem Gefühl "des allein gelassen Werdens", enden.
Auch hier wird der pflegende Angehörige wirklich liebevoll auf jede Möglichkeit hingewieden.

Beschäftigung und Entspannung

  • Sorgen Sie für Beschäftigung
  • (Gefährliche) Tätigkeiten verhindern

Beschäftigung
Überforderung / Unterforderung
Gedächtnistraining
Entspannung
Alltägliche Aufgaben
Tagesstruktur
Psychomotorik und körperliche Aktivierung
Fixierungsmaßnahmen / Ethische Bedenken
Bewegungsdrang / Fortlauftendens
Sozialer Rückzug / Antriebslosigkeit
Ablenken
Spiele
Gymnastik

Was ist möglich, was ist nötig? Frau Dr. Engel weiß wovon sie spricht und teilt ihr Wissen mit dem interessierten Leser.

Sorgen Sie auch gut für sich selbst

  • Die eigenen Bedürfnisse erkennen
  • Die eigenen Bedürfnisse befriedigen

In den vorangegangen Kapiteln ging es fast immer nur darum, das Angehörige tun können, oder sollen, damit es den Demenzkranken möglichst gut geht.
Jetzt geht es ausschließlich um ihn selbst und schon wieder muss er etwas tun!
Frau Dr. Engel bleibt bei ihrem einfühlsamen Erzähstil. Deckt alle möglichen "Fallen" auf, in die der pflegende Angehörige "fallen" kann und führt sie kompetent und emphatisch zu neuen Überlegungen über sich selbst.

Ein wirklich wichtiges Kapitel

Wo finde ich Hilfe?

  • Welche vorsorgenden Maßnahmen gibt es?
  • Welche Hilfen bieten Beratungsstellen

Service

  • Zitierte Literatur
  • Adressen, die weiterhelfen
  • Stichwortverzeichnis

Im letzten Kapitel werden die vorsorgenden Maßnahmen beschrieben und erklärt.
Was ist eine Vorsorgevollmacht?
Was eine Betreuungsverfügung und was sollte warum in einer Patientenverfügung festgelegt werden?
Wann sollten vorsorgende Maßnahmen besprochen und formuliert werden.
Was bieten Beratungsstellen und wie können die mich unterstützen?
Was ist wenn der MDKkurz fürMedizinischer Dienst der Krankenversicherung kommt?
Wo finde ich Hilfe wenn ich krank werde?
Alle Fragen (hier habe ich nur eine kleine Auswahl getroffen) werden ausreichend beantwortet und bieten eine wirkliche Unterstützung für pflegende Angehörige.
 

Mein persönliches Fazit:

Die besten Hilfen für ein harmonisches Miteinander

Schöpfen sie wieder neue Kraft

Sie betreuen einen Alzheimer- Patienten odereinen Demenz-Erkrankten? Den Verfall eines vertrauten Menschen mitzuerlebenist schmerzhaft und erfordert viel Kraft und Geduld. Zu Ihrerpersönlichen Stärkung dient dieser einfühlsamer Ratgeber. Die Autorin, Leiterin der Gedächtnis-Sprechstunde an der Universität Erlangen, zeigt neue Wege, die Ihnen und dem Erkrankten das Leben erleichtern und Zuversicht geben.

"Früher war sie doch ganz anders"

Den vertrautenMenschen mit all seinen Besonderheiten zu akzeptieren fällt nicht leicht. Hier erfahren Sie, warum die Erkrankung Körper, Geist und Persönlichkeit des Betroffenen so unfassbar verändert. So lernen Sie die Welt des Erkrankten aus seiner Sicht zu verstehen und mit jeder Krankheitsphase besser umzugehen.

Damit der Faden nicht abreißt....

Die früheren Gespräche mit dem geliebten Menschen fehlen Ihnen. Um daran anknüpfen zu können, hat die Autorin das Konzept der "einfühlsamen Kommunikation" entwickelt. Viele Beispiele zeigen, wie ein verständnisvoller Austausch möglich ist. Helfen Sie dem Betroffenen mit einfachen Kommunikations-Regeln aus seiner verschlossenen Welt heraus. Für klassische "Stolpersteine" im Gespräch werden Sie sensibilisiert. Leben Sie, wie Sie Fähigkeiten und Erinnerungen des Patienten optimal stärken und ihm mit vielen kleinen Hilfen Halt geben. Ein Extra- Kapitel stärkt Angehörige: So tankem Sie Kraft und behalten trotz der Belastungen Ihre Lebensfreude.

  • Dieses Buch hält was es verspricht
  • Es macht Mut und gibt Kraft
  • Es ist ein einfühlsamer Ratgeber
  • Es enthält viele wertvolle Tipps
  • Es erklärt anschaulich anhand vieler nachvollziehbarer Beispiele
  • Aber, es ist ein Arbeitsbuch dass dem Angehörigen sehr vieles abverlangt

ch habe dieses Buch ausführlich Kapitel für Kapitel gelesen und behaupte, der Autorin ist hier ein wirkliches Meisterwerk gelungen.
Kompetent und mit viel Empathie führt sie den pflegenden Angehörigen durch dieses Buch.
Sie wechselt immer wieder die Perspektive und erzählt einmal aus der Sicht des Erkrankten und dann wieder aus der des Angehörigen.
Besonders schön finde ich, dass sie dann beim Schreiben die "Ich- Form" wählt. 
Die am Ende eines jeden Kapitels formulierten "hilfreichen Fragen" finde ich sehr geschickt plaziert. Sie dienen der Reflexion des gelesenen Textes aus ganz persönlicher Sicht.
 

Hier können sie das Buch Online lesen

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Engel, S. (2006): Alzheimer und Demenzen. Unterstützung für Angehörige
Stuttgart; Trias Verlag.