Besichtigung Schloß Birstein
Ein Bild vom Leben bei Hofe machten sich Mitglieder des VdK-Ortsverbandes Grebenhain bei einer Führung durch Schloss Birstein. Die Schlossanlage gehört seit fast 700 Jahren der Familie von Isenburg und wandelte sich im Lauf der Jahrhunderte von einer mittelalterlichen Burg zum Renaissanceschloss und schließlich zur barocken Residenz. Mit dem ausgewiesenen Kunsthistoriker und Museumsführer Pascal Heß, der selbst aus Birstein stammt und mit dem Thema bestens vertraut ist, durften die VdKler die Innenräume mit ihrer zum größten Teil originalen Möblierung in Augenschein nehmen - ein sehr intimer Einblick, denn die Räumlichkeiten sind kein Museum, sondern stellen bis heute die privaten Wohnungen der Familie von Isenburg dar.
Die Gruppe erfuhr auch allerhand Geschichte und Geschichten – die Isenburger bzw. Ysenburger, ursprünglich Grafen und im Fall der Birsteiner Linie seit 1744 Reichsfürsten, zählen zum deutschen und europäischen Hochadel. Hohenzollern wie Habsburger gehören zur Verwandtschaft – hätten wir heute wie vor 1918 noch eine Monarchie, käme sowohl die deutsche wie auch die österreichische Kaiserin aus dem Haus Isenburg-Birstein. Der junge Wolfgang von Goethe, Zar Nikolaus II. und Papst Pius XII. - sie alle waren einmal auf Schloss Birstein zu Gast. Auf dem Wiener Kongress 1815 verlor das Fürstentum Isenburg seine Souveränität. Obwohl sich Fürstin Charlotte dafür einsetzte, wurde es zunächst Österreich zugeschlagen und 1816 dann unter den beiden Hessen aufgeteilt, denn die anderen Linien der Isenburger wollten es nicht akzeptieren, von Birstein aus regiert zu werden.
Nicht alltäglich für Schlossführungen ist, dass man in Birstein auch die Räume hinter den repräsentativen Kulissen wie insbesondere die Küche gezeigt bekommt. Obwohl auch hier manches älter aussieht, wird auch hier bei Feierlichkeiten noch ganz normal gekocht. Zu sehen sind auch die früher vom herrschaftlichen Personal genutzten Wohnungen gleich neben der Küche - zu ihrer Zeit war es ein Privileg, dort wohnen und nebenan arbeiten zu können, im Vergleich zu den Knechten und Mägden auf den Bauernhöfen. Was bei der Führung auch deutlich wurde: Das Leben als regierender Fürst war einst neben vielen Vorrechten auch mit zahlreichen Pflichten und höfischen Zwängen verbunden. Man lebte quasi permanent im Blickfeld der Öffentlichkeit.
Die Möglichkeit, das Schloss von Innen regelmäßig besichtigen zu können, gibt es noch nicht allzu lange. Die junge Generation der Fürstenfamilie hat sich dazu entschlossen, ihr Domizil behutsam für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen – neben Events, Tagungen und Seminaren ist es auch möglich, sich im prächtigen barocken Saal "standesgemäß" das Ja-Wort zu geben.